Jochen Weise ist als Künstler ein Equilibrist. Gleich einem Spaziergänger der Luft versöhnt er in seinem Werk das Schwere und das Leichte und zieht disparate Elemente in gelingender Allianz zusammen. In seiner neuen Werkserie der "soft edges" - Tafelbilder, die im Grenzbereich zwischen Malerei und Bildobjekt operieren - verbindet der hannoversche Künstler die Handschriftlichkeit des Informel mit dem anonymen Farbauftrag der Minimal Art. Sie sind zudem eine Auseinandersetzung mit der Farbfeldmalerei des hard edge wie der Architekturtheorie des Bauhauses. Darüberhinaus markiert die Balance widersprüchlicher Elemente im Bild so etwas wie eine konkrete Utopie. Daß diese sich rein abstrakt artikuliert und gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger macht den Reiz dieser Arbeiten aus.

Michael Stoeber, Kunstkritiker, Hannover 2003